Irgendwie Mondcontainer

globus

Man wird hier am See ja überschüttet mit Zeppelinsouvenirs, -fotos, -modellen und -denkmälern. Fast immer sind diese Formen kleingeistig oder unangenehm großkotzig und prätentiös, jedenfalls unangemessen im Verhältnis zu der Erhabenheit dieser Maschine, diesem Menschheitstraum, der hier in Friedrichshafen im vergangenen Jahrhundert zusammengeschraubt wurde. Die ganze Aufregung dieser Epoche sah ich neulich zufällig ganz anders dargestellt in diesem Film:

Die Story hat irgendwie zu tun mit “Die Frau im Mond” und dem Mondcontainer. Denn dem Film gelang es, aus dem gleichen historischen Material, das auch hier oder bei dem toupierten ZDF-Historiker Guido Knopp so sattsam langweilig immer wieder ausgetappt wird,  eine andere Perspektive zu entwickeln – und den Zeppelin (wieder) als etwas Internationales, Magisches, als gigantische Wunschmaschine, kollektiven Luftballon, Jules-Vernes-mäßigen Beginn einer neuen Epoche zu zeigen. Dafür braucht es anscheinend den Blick von aussen. Und den Blick einer damals mit um die Welt gefahrenen Frau.

Lady Grace Drummond-Hay war Journalistin für Hearsts Zeitungsimperium. Der Multimillionär hatte auch den Flug finanziert, der, mit (ansonsten männlichen) Journalisten aus USA, Deutschland, Sowjetunion besetzt, eine Reise rund um die Welt kurz vor dem Börsencrash antrat. Die einzige Schwäche von Farewell: The Diary of Lady Hay, die Überbetonung der angeblich unglücklichen Liebschaft zwischen der jungen Journalisitin und einem älteren verheirateten Redakteur, geht offenbar voll auf das Konto der Filmemacherin Ditteke Mensinck. Trotz dieser etwas cheesigen Akzentsetzung und einiger anderer, aus dramatischen Gründen im Film platzierten Unrichtigkeiten, hebt sich der Film angenehm von den erbsenzählerisch Nostalgieverklebten hiesiger Provinienz ab, die zumeist ehrfürchtig erstarren vor des Grafen Schnurrbartspitzen.

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