Mondhaus – Eine andere Welt

Moon Container

Zuerst war da die Idee eines rundum gepolsterten Containers zum Ausruhen. Vorlieben für Jules Vernes Romane schwirrten durch den Raum, als Dr. Gloria Meynen daraus den Mondverstärker II machte: “Rundum gepolstert, wie die Rakete in Fritz Langs Film Frau im Mond“, sagte die Universitäts Dozentin, “mit Polsterritzen, in denen Science Fiction Romane verschwinden, und mit geheimen Knöpfen, die Töne auslösen…”.

Der rundum gepolsterte Mondcontainer Mondverstärker II

Probieren Sie es aus – der goldene Container mit den futuristischen Kuppeln ist kaum zu übersehen.

Zukunftsvisionen vergangener Epochen ziehen sich durch das gesamte, mit gelb-silbernem Teppichboden ausgekleidete Haus. Leitmotivisch steht J.J. Grandvilles Planetenbrücke im Eingangsbereich für diesen Rückblick auf die “verdrängten Versprechen vergangener Epochen” (Walter Benjamin).

Une autre monde von J.J. Grandville am Mondhaus

Eine andere Welt nannte Grandville sein Buch, das die Omnipotenzphantasien der frühen Industrialisierung im 19ten Jahrhundert satirisch verarbeitet. Bald, so die Hoffnung damals, wird die Menschheit das gesamte Universum aus Eisen neu konstruieren. Ein Lebemann flaniert rauchend zum Saturn, dessen Bewohner abends auf den Ringen promenieren. Benjamin nannte dieses Motiv ein kollektives Wunschbild.

Sun Ras Mothership, Barbarella in CU|Mond1

Mond1 versammelt organische Science Fiction Entwürfe: Barbarellas phallische Waffen, ein Schwarm Raumschiffe aus 2001 – Odyssee im Weltraum, die Walking City von Archigram – und Sun Ra’s Mothership und Ausserirdische, aus dem afro-futuristischen Film Space is the Place.

Mond2 wagt den Blick vom Mond zurück auf die Erde:

Die stilisierten Gebirgszüge stammen aus Fritz Lang’s Film, ergänzt durch Erich Mendelsohns Einsteinturm, ein expressionistisches Observatorium in Potsdam, und kleine Buckminster Fuller Kuppeln.

Die Gebirgszüge (oben) an der Wand von CU|Mond2 zitieren die phantasierte Mondlandschaft aus Fritz Langs Frau im Mond – und spiegeln die künstliche Landschaft aus Abraum vor dem Fenster des Seminarraums:

Mond3 scheint von Sternen und Planeten erfüllt:

Tatsächlich wird der Raum dominiert von platonischen Körpern, geometrischen Grundformen, wie sie Leonardo da Vinci visualisiert hat. Die geodätischen Kuppeln sind Entwürfe von Buckminster Fuller – ebenso übrigens wie der “klassisch” aus schwarzen Sechsecken und weißen Fünfecken zusammengesetzte Fußball. Fullers Entwurf beruht auf dessen Spekulationen über Spannung, Stabilität und Dreiecke – und die gleiche Form und Zusammensetzung lässt sich bei Kohlenstoffmolekülen finden, den sogenannten “Buckyballs” und bei anderen “Fullerenen”.

Mond4 wird vollkommen beherrscht von Barbarella, jener Comic-Heldin, der Jane Fonda eine unwiderstehlich selbstironische Verkörperung und den wahrscheinlich lustigsten Weltraum-Strip aller Zeiten angedeihen ließ.

 

Aneignung galore! Jane Fonda als Barbarella an der Tür des CCM Departmentsekretariats, selbstgeschnitten von Silke Bengel

Im Besprechungszimmer Mond 5 im 1. OG finden Sie Interieurs aus einer vergessenen Zukunft: Colani’s Kugelküche, das Innere einer Jules Verne Rakete, raketenkapselentwürfe aus den späten 50erjahren – und eine Liegelandschaft für ein von der Arbeit befreites Leben von Verner Panton (60er).

Science Fiction Interieurs im Besprechungszimmer des Mondhauses

Fritz Lang / Thea von Harbou, Frau im Mond, Filmstill
Claudia Steigerwald, Koordinatorin des Forschungsclusters Kulturproduktion der nächsten Gesellschaft, auf dem senfgelben Teppich im Mondhaus.

Thematische Literatur gibt es im Mondverstärker …

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…und im ersten Stock. Aufregendes für Erwachsene…

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…und wissenschaftliches für Kinder.

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