Good News: Die ZU bietet dieses Jahr doch ein Seminar für Kopf & Hand in den Semesterferien an. :Hier eijn Vorab Info. Wieviele Creditpoints es dafür gibt, wird noch festgelegt.
ZU|Satz Seminar für Hand & Kopf
Ein neuer Groove im Bottom-Up
Subjektivität & Selbstorganisation, Wunschmaschinen und künstlerischer Impact.
Dozenten: Margit Czenki, Christoph Schäfer, Niels Boeing,
Zeitraum: 19. – 24. August Schäfer/Czenki;
25. – 30. August Czenki/Boeing
Dieses Seminar wendet sich an ihren Kopf und ihre Hände: Morgens gibt es Inputs, Kurzvorträge oder Filme – später praktische Übungen, künstlerische Aufgaben, Ausflüge, Experimente und konkrete Aneignungs und Gestaltungsprojekte in der ContainerUni und Open Test Haus. Die Betonung liegt auf Praxis, beonders auf gestalterischer Praxis.
Wer im Rahmen dieses Sommerferienseminars eine praktische Arbeit (Ausstellung, Installation, Aktion, Bespielung der CU o.ä. entwickelt, kann diese im fall Semester als Prüfungsleistung für das Cultural Planning Seminar Kultur als Stadtentwicklung geltend machen und während des Semesters realisieren.
(Sie können das Hand & Kopf Seminar aber auch unabhängig davon machen)
Zum theoretischen Hintergrund:
Dieses Seminar will zwei Denk-/Entwicklungs-Stränge miteinander verknüpfen, die derzeit unverbunden in der Welt herumschlackern – obwohl sie von höchster Relevanz sind.
Zum einen entwickelt sich Kultur zu einem immer stärker werdenden gesellschaftlichen Faktor. Stichworte: Der kreative Imperativ, The Rise of the Creative Class, Creative Cities.
Kunst wird als Mittel der Stadtplanung eingesetzt, und Unternehmen brauchen und arbeiten an (und mit) Kultur, um ihre Abläufe zu optimieren. Schon lange nutzen Werbeagenturen surrealistische Methoden, um das Unbewusste ihrer Mitarbeiter produktiv zu machen. Bilder / Images verkaufen Marken, ob Autos oder Politik. Mit dem Aufkommen der Social Media, werden Subjektivität, persönlicher Ausdruck, Geschmack, Freundschaftsnetzwerke, Leidenschaften aus dem Privaten in die öffentliche Sphäre verlagert, gewinnen also an Bedeutung, verschaffen den Leuten machtvolle Bühnen – und werden zugleich abgetastet, kontrolliert, instrumentalisiert und gesteuert.
Doch wie funktioniert eigentlich Kreativität? Wie setze ich diese bei mir selbst in Gang – und warum bringt einem das in der Regelschule, trotz des übermächtigen Kultur-Diskurses, niemand bei? Was ist Subjektivität – wie kann ich diese entwickeln – und wie bringe ich deren Widerständigkeit gegen die permanenten Zugriffe durch die Verwertungs-, Vereinnahmungs- und Anpassungsapparate in Stellung?
Social Media ist auch ein Stichwort, das mit dem anderen Begriff dieses Seminars zusammenhängt: Selbstorganisation. Auch dies ein viel bemühter Begriff, der von Politikern und neoliberalen Ideologen gerne angeführt wird, wenn mit den Begriffen “Beteiligung und Partizipation” eigentlich “Outsourcing”, “Ideenabschöpfung” und “Ausweitung unbezahlter Arbeit” verbrämt werden.
Uns interessiert der emanzipatorische Gehalt von Selbstorganisationspraxen. Die Nobelpreisträgerin für Wirtschaft, Elinor Ostrom, hat Anfang der 80er in einer bahnbrechenden Untersuchung gängige Wirtschaftstheorien (“Tragik der Allmende”, “Gefangenendilemma”) demontiert, die behaupten, nur das Privateigentum oder der Staat könnten für einen verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit Ressourcen sorgen. Nachdem die Staatsvariante um 1990 mit der KPdsU abgedankt und die FDP-Reagan-Thatcher-Pinochet-Hajek-Version derzeit mit Wucht vor die Wand fährt, droht eine uninspirierte zwischendurch Wiederauflage von Staatskontrollphantasien in sozialdemokratischer bis autokratischer Färbung.
Das, meine Damen und Herren, kann es ja wohl nicht sein, und wir meinen auch eine ganz andere Tendenz auf den okkupierten Plätzen, in den frühlingsbewegten arabischen Ländern, im Urban Gardening, in der FabLab-Bewegung, in den griechischen Stadtteilkommitees, in spanischen und US-Amerikanischen oder Türkischen (Selbst) -Organisationen gegen Zwangsräumungen oder in der Recht auf Stadt Bewegung, oder im Open Test Haus zu sehen: Die Hoffnung nämlich, zu einer neuen Form von Gemeinheit/Gemeinschaftlichkeit zu kommen.
Selbst nicht ganz unerprobt in selbstorganisierten politischen Basisbewegungen und künstlerischen Zusammenhängen, sind uns auch die häufig negativen Begleitumstände gesellschaftlicher Selbstorganisation bekannt – die Tendenz zu Konsens, Verwaltung, größtem gemeinsamem Teiler, Abschleifen von persönlichem Ausdruck, Runterkochen guter Ideen, etc.
Wir glauben, dass die beiden hier skizzierten Enden – das Schöpferische und das Kollektive, das entfesselte Kreative und das gemeinsam zu Entscheidende – neu durchdacht und neu konfiguriert werden müssen.
Die beteiligten Dozenten haben dafür unterschiedliche Begriffe und Praxen erprobt – Czenki nannte es 1997 “sich-gegenseitig-schlauer-machen”, Schäfer arbeitet mit den Begriffen der Wunschmaschine und der “Plattform des Austauschs”, Boeing schlägt den in Bands erprobten Begriff des vibes oder grooves vor, um die neuen “kollektiven Inter-Subjektivitäten” zu beschreiben – doch wir möchten mit ihnen weiter denken und – praktizieren.
Praktisches Ziel ist es, einen neuen Spirit in die Selbstorganisation zu bringen – und das OTH (und andere Orte der CU) mit “künstlerischem Impact” soweit zu bekommen, dass es Charakter hat, funktioniert – und Lust macht, genutzt zu werden.
Lehrziel ist es, ihre Subjektivität weiter zu entwickeln und neue Verfahren zu erproben, um Selbstorganisationsprozesse für ihre späteren Aufgaben in kulturellen Einrichtungen, Projekten oder Unternehmen in Gang setzen oder nutzen zu können.
Make Bottom-Up funky!
Creditpoints: