ContainerUni – Das Gestaltungskonzept | Juli 2012

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In einem intensiven Austauschprozess zwischen Künstlern, Architekten, Mitarbeitern und Studierenden entsteht derzeit ein komplexes Gesamtwerk, das die Grenzen von universitärer Lehre, Kunst und Architektur herausfordert und verschiebt. Unter der Überschrift Konzept  finden Sie Beiträge zu Arbeitsbegriffen und theoretischen Hintergründen der ContainerUni:

Margit Czenki, Christoph Schäfer, Kim Wortelkamp, Stand: Juli 2012

Unser Konzept betont den provisorischen Charakter der CU. Es arbeitet mit leichten, schnellen Mitteln und produziert ein schlüssiges, freundliches Bild. Visuell anregend und provokativ, lädt es zu Veränderung ein. Es ist ganz schön raffiniert:

Die drei Haupthäuser bekommen als Grundfarbe airblue – das ist in etwa die Farbe von Karen van den Bergs Fiat 500.

Der Hangar und das Open Test Haus werden wegen ihrer differenzierten Bedeutung silbern.

Akzentuiert werden diese Grundfarben mit Markierungen, die sich an Hangar-Ästhetik, Montagehallen, Strassenmarkierungen, Luftfracht orientieren. Linien, gestrichelte Linien, Schablonen. Dominant arbeiten wir mit silbernem Gaffertape, braunem Paketband und schwarz-gelbem Signalklebeband. Alle Beschriftungen, Akzente, Rallyestreifen werden, wo immer möglich, mit Gaffer-Tape hergestellt.

Alle Häuser bekommen Themen und Akzentfarben zugeordnet, die sich aus den Inserts ableiten. Farben der Innengestaltung tauchen an den Aussenwänden wieder als Akzentfarben auf. Poetische Titel werden mit Gaffer-Schrift aussen angebracht, ergänzt mit einfachen Motiven aus LED-Strips und Sprühschablonen Icons, die sich in den Seminarräumen nochmal als gesprühte Tapeten(-bahnen) wiederholen. Jedes Haus bekommt ein Icon.

Nachts: Mit dem CME Studenten Wolfgang wollen wir eine Smartphone-App entwickeln, mit der die LED-Beleuchtungseffekte nachts an den Häusern angesteuert werden können: Ein hippes, trashiges High-Tech Element, das für Gerede sorgen wird und interessante Fragen aufwirft.

Die LEDs werden farblich auf die Akzentfarben der Häuswer abgestimmt.

Für Veröffentlichungen benutzen wir den von Public Works (London) produzierten Gaffer Font

Farblich bewegen wir uns weiter in dem Rahmen, der für die Büros gesetzt ist.

Dichterhaus (Haus 1) – …dichterisch wohnet der Mensch.

Insert George Bernhard Shaws drehbares Gartenhaus. Wird in einer 1:1 Kopie auf die Terrasse gestellt und in der ersten Hand & Kopf Seminarwoche gebaut.

Icons für Fassaden und Tapeten werden aus Motiven entwickelt wie Revolving Architecture, Lefebvres Ideen des dichterischen Wohnens, Dichtung. Sprühschablonen sind hier noch nicht entschieden, könnte: Weiss mit Schwarz hinterlegt sein, wie hier:

 

Seminarräume bekommen den – dem Gartenthema entsprechenden -Teppichboden “Fischers Fritze” der an Tang, Moosboden, Fischernetz auf Wiese erinnert. Flur: Fischers Fritze Teppich plus Tafellack.

 

 

Mondhaus (Haus 2) – Die Frau im Mond (Fritz Lang)/ 20.000 Meilen unter dem Meer

Insert: rundum ausgepolsterter Jules Vernes Container von Gloria Meynen

Fritz Lang / Thea von Harbou, Die Frau im Mond, Filmstill

Der Insert-Container wird aussen Gold, und hat ein großes rundes Bullauge. Die Polsterknöpfe verbergen Tasten und Regler, durch die sich Töne aus versteckten Lautsprechern ansteuern lassen. An der Decke ersetzen Warmlicht LEDs die Polsterknöpfe und ergeben ein Sternenbild.

Tapeten und Aussenmotive: Space-Motive, Jules Vernes, Kosmonautin, Sichelmondmadonna, Barbarella, Sechmet, Mondgöttinnen… alles sehr abstrahiert.

Jane Fonda als Barbarella

LEDs: goldgelb. Teppich in allen Fluren und Seminarräumen: Gold. Flurwände: Bahnen Tafelfolie

Autohaus (Haus 3) Caravan Airstreamer

 

Insert: silberner Caravan auf Terrasse. Beschriftungen aus silbernem Gaffa. Themen für Icons und Tapeten: mobiles Leben, Camping, Buckminster Fuller Strukturen, Andy Warhol’s fliegende Kissen, silberne Alu-Utopien der 60er. LEDs: Weiss. Seminarräume mit schwarzem Teppichboden, in den Fluren Schwarz mit autobahnmarkierungsartig eingesetztem Weiss, Flurwände mit schwarzer Tafelfolienbahn.
Hangar

Die Außenhaut ist silbern, korrespondiert mit dem Caravan und dem Open Test Haus. Die Front wird Schokoladenbraun, Schrift silbernes Gaffa. Macht man die Tür auf, ist die Innenseite der Stirnwand in kräftigem Rosa gestrichen. Lecker!

Icon: Zeppelin, aus silbernem Gaffa an die Stirnwand, kann nachts mit rosa LEDs umrissen werden.

Innen sind die gebogenen Wände auch silbern, die Decke Holznatur, Fussboden OSB Platingrau, Stühle & Tische Naturholz/kaltgelbmetallic. Schriften Check In und Mundvoll und Leitsysteme am Boden, Rallyestreifen auf Möbeln: Gaffa, Packband, Signalband.

Bei der Bestuhlung streben wir an, die Atmosphäre des Indian Coffee House in Kalkutta zu erreichen: ästhetisch karg und dennoch extrem komfortabel und kommunikativ.

Stühle müssen ein Sammelsurium aus unterschiedlichen Epochen sein, die um gleiche, selbstgebaute quadratische Cafetische sitzen. Stühle werden nur über die Farbe aneinander vage angeähnelt. Tische lassen sich leicht stapeln. Zusatzbestuhlung könnte genau wie im indian Coffee House an der Wand lehnen (siehe oben). Der Ort mit Tape markiert. Bodenmarkierungen, Fluchtwege, check_in, wie in einem Hangar. Eine Couchsitzgruppe, eine bewegliche Bühne aus zwei Elementen, stapelbar. Bewegliches selbstgebasteltes Hängelampensystem, Industriesteckdosen von der Decke, Flugzeugwerkstatt-Look, viel silbernes Gaffa.

LEDs: rosarot. Seminarräume im OG des Hangars sind ausgelegt mit dem rosanen Sisal Teppichboden.

Open Test Haus

- silbern, Akzentfarben usw im Hand & Kopf Seminar entscheiden, es werden 3 Terrassen möglich gemacht, Kletterwand. Turm aus Spaceapps auf Dachtrerasse mit leuchtendem TEST.

Space Apps

Im RAL 5015 Azurblau / Sky Blue der Häuser gespritzt. Gitterboxen in 2 Formaten. Möbelierung im Freien. Daraus Eingangstor (Chinesenviertel, Ranch, Konstruktivismus) mit nachts leuchtendem CU. Turm an einem der Häuser bzw Hangar – sehr hoch, als Akzent – mit Litfaßsäulenfunktion.

Zusammenfassung:

Das Gestaltungskonzept bietet die Möglichkeit für Quick-Fixes und stellt eine deutliche Entscheidung dar, das Provisorium zu betonen und stilistisch damit zu arbeiten, statt die CU in einen anthrazitfarbenen Mittelklasse-BMW-Anzug zu zwängen. Die Gafferschrift und -Ästhetik greift den dominant würfelig-rechtwinkeligen Charakter der Container Uni auf und erlaubt sehr großflächige grafische Effekte, die die cleveren Versprünge und Blickbeziehungen der Architektur herausarbeiten.

Das nach unserer Ansicht zentrale Thema der CU, die Aneignung und symbolische Neucodierung des Raums, wird sehr deutlich und als Stärke behauptet. Durch die ausgebuffte Farbkombination, werden profane Mittel in einen ästhetischen Gesamtkontext gestellt. Die Sprachen der Ordnungs- und Kontrollsysteme – Markierungen, Leitsysteme, Container-Raster – werden verwendet – und parodiert.

 

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